Mit der Ernennung der Schleie zum Fisch des Jahres 2024 möchte der
Österreichische Fischereiverband diese in Österreich weitverbreitete
Süßwasserfischart ins allgemeine Bewusstsein rücken. Es soll vor allem
auf die aktuelle Bedrohung der Art und auf die Gefährdung ihres
Lebensraums – der Auengewässer – hingewiesen werden.
Allgemeines
Die Schleie (Tinca tinca) gehört zu
den karpfenartigen Fischen. Sie ist auf der Roten Liste Österreichs als
gefährdet gelistet, da ihre Bestände stark zurückgehen.
Beschreibung
Schleien haben eine mittlere Länge
von 20 bis 30 cm und können über 4 kg schwer werden. Die Färbung der Art
variiert zwischen olivgrün bis olivbraun mit einem goldenen Glanz an
der Flanke. Ihre Flossen sind abgerundet und ihr Maul kann zur
Nahrungsaufnahme vorgestülpt werden. Die kurzen Bartfäden in jedem
Maulwinkel dienen als Tast- und Geschmacksorgane. Die Männchen haben
deutlich größere Bauchflossen als die Weibchen, wodurch sich die beiden
Geschlechter unterscheiden lassen. Auffallend ist auch die Iris der
Augen, die intensiv rot bis orange ist.
Herkunft des Namens
Der Name Schleie lässt sich auf die großen Schleimmengen, die sie über die Haut abzusondern vermag, herleiten.
Lebensraum
Ihren Lebensraum stellen sommerwarme
Stillgewässer und sehr langsam fließende Gewässer dar, wo sie in
kleineren Gruppen in Grundnähe lebt. Dies können Flussauen, Teiche,
Seen und Auengewässer sein. Sie braucht außerdem dichte Pflanzenbestände
von Tauchblattpflanzen und einen weichen Untergrund. Die Schleie kommt
im gesamten gemäßigten Europa und Asien vor.
Lebensweise
Die Schleie beginnt ihre Aktivitäten
meist erst bei Einsetzen der Dämmerung, tagsüber ruht sie an geschützten
Stellen. In den Wintermonaten hält sie Winterruhe in Grundnähe. Bei
über 30° C im Sommer kann sie einen „Wärmeschlaf“ halten. Die Nahrung
der Schleie besteht vorrangig aus Insektenlarven, Muscheln, Schnecken
und Würmern sowie gelegentlich pflanzlicher Kost aus Wasserpflanzen und
Algenaufwuchs. Bei der Nahrungsaufnahme durchwühlt sie mit umgestülptem
Maul den Gewässergrund.
Während der Laichzeit, die – abhängig von der Wassertemperatur – in
die Monate Juni und Juli fällt, legt sie portionsweise bis zu 300.000
klebrige Eier während mehrerer Wochen auf Laichkräutern ab und benötigt
daher auch vegetationsreiche naturnahe Gewässer. Auengewässer sind dabei
bedeutende Laich- und Aufwuchshabitate. Von einem guten Bestand der
Schleie profitieren auch die Larven der seltenen Malermuschel, welche
die Schleie als sogenannten Wirtsfisch nutzen können.
Ursachen der Gefährdung
Die Lebensräume der
Schleie sind die ehemals unzähligen Weiher und Tümpel der Auen. Zudem
fand man sie in den sonnendurchfluteten, krautigen und schilfbewachsenen
Uferbereichen von Seen. Ihr Bestand reduziert sich auch, wenn zu viele
Welse im Gewässer sind. Durch die Siedlungsentwicklung und verschiedene
flussbauliche Maßnahmen sind ihre Lebensräume immer weiter unter Druck
geraten und in manchen Regionen gänzlich verschwunden.
Die Schleie benötigt naturbelassene Uferbereiche mit reichen Beständen an Tauchblattpflanzen, um erfolgreich laichen zu können.
Quelle: Fische, Krebse & Muscheln in heimischen Seen und Flüssen,
2. Auflage, W. Hauer (2020); Fischlexikon.eu, Die Süßwasserfische der
österreichischen Monarchie, Heckel & Kner (1858)
Ernannt nach einem öffentlichen Online-Voting von Österreichischer
Fischereiverband (ÖFV) und Landesfischereiverbände unter Mitwirkung des
Bundesamtes für Wasserwirtschaft (BAW, Scharfling) sowie des
Österreichischen Kuratoriums für Fischerei (ÖKF)
https://www.fischerei-verband.at/aktuelles/
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