Autor dieses Artsteckbriefes: Magdalena Meikl
Zamenis longissimus (Laurenti, 1768)
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Kurzinfo |
Folgender Artsteckbrief stammt von Dr. Werner Kammel:
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Verbreitung und Lebensraum |
Die Verbreitung der Äskulapnatter erstreckt sich von den Pyrenäen und Frankreich über das südliche Mitteleuropa und den Balkan ostwärts bis zum Schwarzen Meer. Nördlich ihres Verbreitungsgebietes existieren in Deutschland, Tschechien und Polen kleinräumige isolierte Vorkommen. In Österreich kommt sie in ebenen bis zu montanen Bereichen des nördlichen, östlichen und südlichen Alpenvorlandes vor. In Tirol existiert ein isoliertes Vorkommen im Zillertal. |
Vorkommen in der Steiermark |
Die Äskulapnatter besitzt in der West- und Oststeiermark unterhalb von ca. 1.000 m Seehöhe eine weite Verbreitung. In der Obersteiermark sind Vorkommen aus dem Mürztal und dem angrenzenden Mariazeller Land bekannt. Sie kommt vermutlich auch im oberen Murtal vor, hier sind aber keine gesicherten Nachweise dokumentiert. Zudem wurde sie aus dem Großraum Admont als Anschluss an oberösterreichische Vorkommen des Ennstales gemeldet. |
Hilfe zur Bestimmung |
Die schlanke, aber kräftig gebaute Art besitzt eine charakteristische längsgestreckte Kopfform und glatte Schuppen. Sie ist die einzige heimische Art, die deutlich über 1,30 m lang werden kann. Männchen werden in der Regel bis 1,80 m lang (Größenrekorde auch über 2 m), Weibchen bis ca. 1,50 m. Wie alle Nattern weist sie eine runde Pupille, 9 regelmäßige und glänzende Schuppen auf der Kopfoberseite und einen relativ langen Schwanz (ca. 1/6 der Körperlänge) auf. Die Oberseite adulter Tiere ist einheitlich gelblich- bis schwarzbraun gefärbt und weist oft weiße Strichel, fallweise auch eine dunkelbraune Längsstreifung auf. Die ungefleckte Unterseite ist weißlich bis intensiv gelb gefärbt. Am hinteren Ende des Kopfes existiert ein gelber, oft nur gering ausgeprägter „Mondfleck“, der jedoch nicht schwarz eingerahmt wird. Dieser Fleck ist bei Jungtieren besonders deutlich ausgeprägt. Sie besitzen zudem einen breiten schwarzen Streifen an der Schläfe und oft auch unter dem Auge. Ihr Rücken ist gelblich-braun gefärbt und weist zwei bis vier markante braune Fleckenreihen auf, die in geschlossene Streifen übergehen. |
Ähnliche Arten |
Durch ihre Körpergröße und der ungefleckt hellen, meist gelben Bauchseite werden adulte Tiere selten verwechselt. Jungtiere besitzen jedoch eine abweichende Färbung und werden häufig mit der Ringelnatter verwechselt. |
Größe |
Gesamtlänge: meist bis zu 1,8 m, in Ausnahmefällen auch über 2 m. Männchen werden größer als Weibchen. Letztere werden bis zu ca. 1,5 m lang. |
Lebensweise |
Die Hauptaktivitätsperiode erstreckt sich von April bis September. Jungtiere und in Wärmephasen auch Adulte können aber auch später im Jahr angetroffen werden. Die Paarungszeit zieht sich von Anfang Mai bis in den Juni hinein. Die Eiablage erfolgt je nach Höhenlage ab Ende Juni, meist aber erst im Laufe des Juli. Gelege werden besonders gerne in Komposthäufen abgelegt und umfassen 5 bis 12 Eier, die größer als jene sonstiger heimischer Schlangen sind (Länge etwa 35 bis 60 mm). Durch die unterschiedliche Größe der Eier ist auch die Schlupfgröße von 20 bis 40 cm sehr variabel. Die Geschlechtsreife wird nach 5 bis 6 Jahren bei einer Körperlänge von ca. 1 m erreicht. |
Gefährdung und Schutz |
Wie bei allen Reptilienarten liegen Hauptgefährdungsursachen im Verlust strukturreicher Lebensräume (z. B. Hecken, Waldsaumgesellschaften), einer intensiven Mahd, in einer Bodenverdichtung durch landwirtschaftliche Geräte und dem Einsatz von Pestiziden. Die Äskulapnatter fällt auch häufig dem Straßentod zum Opfer, da sie einen hohen Aktionsradius besitzt und sich auch gerne am Asphalt aufwärmt. Ihre Gelege werden oft durch die Bearbeitung von Komposthäufen in den Monaten Juli bis September zerstört. Wird die Lage der Eier bezüglich der Ausrichtung oben/unten verändert oder werden sie einer Austrocknung preisgegeben, sterben die sie ab. Die Äskulapnatter ist gemäß FFH-Richtlinie in Anhang IV gelistet und in der Roten Liste Österreichs als „near threatened = Gefährdung droht“ eingestuft. |
Wissenswertes und Hinweise |
Der Name „Äskulapnatter“ ist auf das Symboltier des griechischen Heilgottes „Asklepios“ zurückzuführen und wurde durch die Ärztefamilie der „Asklepiaden“ bekannt, zu der auch Hippokrates zählte. In weiterer Folge wurde der Kult durch das Römische Imperium übernommen und verbreitet. Der "Äskulapstab" ist bekannt als Symbol der Ärzteschaft und Pharmazie. Auch in jüngerer Literatur hält sich fallweise die irrige Annahme, die Äskulapnatter wäre in Mitteleuropa „von den Römern“ eingeschleppt worden. |
Literaturhinweise |
CABELA, A. GRILLITSCH & H. TIEDEMANN, F. (2001): Atlas zur Verbreitung und Ökologie der Amphibien und Reptilien in Österreich: Auswertung der Herpetofaunistischen Datenbank der Herpetologischen Sammlung des Naturhistorischen Museums in Wien; Wien (Umweltbundesamt); 880 pp.
DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR HERPETOLOGIE UND TERRARIENKUNDE (DGHT) (2013): Reptil des Jahres 2013: Die Schlingnatter. Broschüre, 32 S. |