Autor dieses Artsteckbriefes: Magdalena Meikl
Emys orbicularis (Linnaeus, 1758)
Kurzinfo |
Folgender Artsteckbrief stammt von Dr. Werner Kammel:
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Interessante Links |
Verbreitung und Lebensraum |
Die Europäische Sumpfschildkröte besitzt eine weite Verbreitung von Nordafrika und Portugal über den Mittelmeerraum, das südliche Mitteleuropa, Osteuropa und das westliche Asien bis zum Aralsee und wurde in derzeit 6 anerkannten Unterarten beschrieben. In Österreich ist sie nur entlang der Donauauen von Tulln bis zur Staatsgrenze vor sowie in den Marchauen südlich von Marchegg (Niederösterreich, Wien) heimisch. Sie wurde jedoch in allen Bundesländern vor allem in thermisch begünstigten Feuchtgebieten ausgesetzt. Die Art lebt an größeren, verkrauteten Stillgewässern wie Teichen und Auengewässern mit vegetationsreichen Uferzonen und nahegelegenen Sonnen- und Eiablageplätzen. Diese Lebensraumbedingungen sind in Österreich nur in großflächigen Augebieten gegeben. Klare Gewässer und solche mit sandigem oder steinigem Grund werden weniger gern oder überhaupt nicht besiedelt. |
Vorkommen in der Steiermark |
Die Steiermark liegt außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes. Allerdings wurden Tiere an zahlreichen Stellen des Lafnitztales, der Ost- und der Südsteiermark ausgesetzt. |
Hilfe zur Bestimmung |
Die überwiegend dunkelbraun bis schwarz gefärbte Schildkröte weist an Kopf, Hals und Beinen zahlreiche gelbe Punkte auf. Auch der Panzer ist meist weißlich bis gelb gezeichnet, wobei diese Punkte und Streifen radial angeordnet sind. Ihr Hals ist niemals (wie bei Schmuckschildkröten) längs gestreift. Die Zeichnung des Panzers verliert sich zunehmend mit dem Alter des Individuums. Die Panzerform ist oval und abgeflacht bis leicht aufgewölbt. Vor allem bei Jungtieren ist ein medianer Kiel des Panzers zu erkennen. Die Grundfärbung des Bauchpanzers ist gelb, bei der heimischen Unterart Emys orbicularis orbicularis jedoch überwiegend schwarz gezeichnet. Männchen besitzen einen flacheren Panzer, eine konkave Wölbung des Bauchpanzers und einen dickeren Schwanz. Zudem weisen die Augen der Männchen eine orange, nicht gelbliche Färbung auf. |
Ähnliche Arten |
Die Europäische Sumpfschildkröte ist die einzige heimische Schildkrötenart und kann nur mit ausgesetzten Haustieren verwechselt werden. Die aus Amerika stammende Schmuckschildkröte (Trachemys scripta) weist in Österreich aber nur eine Verbreitung in thermischen Gunstlagen auf. Sie besitzt einen auffällig gelb gestreiften Hals mit gelbem oder rotem Schläfenstreifen. |
Größe |
Panzerlänge: 12-23 cm; Gewicht: Männchen unter 1 kg, Weibchen bis über 1,5 kg |
Lebensweise |
Die Winterruhe wird meist in schlammigen Bereichen des Gewässergrundes verbracht und endet bereits im Vorfrühling. Paarungsaktivitäten finden kurz nach Ende der Winterruhe im Frühling statt, die eigentliche Paarung meist unter Wasser. Die Partnersuche erfolgt über Pheromone, sodass die Reproduktion auch bei einer geringen Individuendichte gegeben ist. Zur Eiablage werden ab Ende Mai von Hochwasser ungefährdete Bereiche mit leicht grabbaren Böden aufgesucht. Je nach Lebensraumsituation werden dafür auch weitere Wanderungen unternommen. Wanderaktivitäten können aber auch aufgrund von Austrocknung ihres Stillgewässers stattfinden. |
Gefährdung und Schutz |
Die Europäische Sumpfschildkröte gilt als vom Aussterben bedroht. Die Hauptgefährdung liegt im Verlust und der Degradierung ihrer Lebensräume. Ihr autochthones Verbreitungsgebiet in Niederösterreich und Wien ist mittlerweile zur Gänze als NATURA 2000-Gebiet geschützt. Besonders gefährdet sind dabei auch ihre Eiablageplätze durch Nesträuber, durch heimische Raubtiere, aber auch durch Hunde, Katzen und eingeschleppte Tierarten wie dem Waschbär. Wandernde Individuen fallen auch dem Straßenverkehr zum Opfer. Zudem beeinträchtigen ausgesetzte Tiere die innerartliche genetische Vielfalt. Vor allem Exemplare aus dem Mittelmeerraum sind dabei nicht an die klimatischen Bedingungen in Österreich angepasst. Eine weitere Gefährdung wird auch durch die Aussetzung von amerikanischen Schmuckschildkröten verursacht. Sie können Krankheiten übertragen oder eine Konkurrenz im Lebensraum verursachen. |
Wissenswertes und Hinweise |
Früher wurde die Europäische Sumpfschildkröte vor allem während der Fastenzeit verspeist und in früheren Jahrhunderten in Massen auf Fischmärkten verkauft. Dafür wurde sie auch über weite Distanzen aus dem Balkan und aus Osteuropa importiert. Das erschwert die Zuordnung von Funden (Panzerreste) aus früheren Jahrhunderten (Niederösterreich, keine Altersdatierung). Allerdings wurden in Vorarlberg und Kärnten auch nacheiszeitliche subfossile Funde nachgewiesen, was eine vorchristliche Verbreitung der Art in Österreich bestätigt. |
Literaturhinweise |
CABELA, A. GRILLITSCH, H. TIEDEMANN, F. (2001): Atlas zur Verbreitung und Ökologie der Amphibien und Reptilien in Österreich: Auswertung der Herpetofaunistischen Datenbank der Herpetologischen Sammlung des Naturhistorischen Museums in Wien; Wien (Umweltbundesamt); 880 pp. |